Siegener Zeitung, 28.1.09

Ungewöhnlich und gut

Weidenau - Trombe e Tromboni konzertierten in der St.-Joseph-Kirche mit Organistin Lange

Das aus Attendorn und Olpe stammende Blechbläserensemble Trombe e Tromboni spielt in unterschiedlicher Zusammensetzung ein Repertoire, das von der Renaissance bis in die Gegenwart reicht. In der Weidenauer St.-Joseph-Kirche gastierten sie, diesmal zu fünft, mit einem recht ungewöhnlichen Programm für Blechbläser und Orgel. Die Orgel wurde von Helga Maria Lange professionell und virtuos gespielt, vor allem die beiden großen Werke für Orgel allein, Dietrich Buxtehudes Präludium in fis-Moll und der kompositorische Höhepunkt des Abends, Felix Mendelssohn Bartholdys Orgelsonate in f-Moll, die für sich schon wert waren, an diesem Abend die St.-Joseph-Kirche aufzusuchen.

Mendelssohns groß angelegte, weit ausschweifende Orgelsonate erklang als ausgewogenes Ganzes, als harmonisches Ineinander von ausgehorchten Einzeltakten und dem bei einer Sonate auch erwartbaren Zug zum zyklischen Ganzen, das bekanntlich mehr ist als die Summe seiner Teile. Stand diese herrliche Orgelsonate im Mittelpunkt des Programms, das übrigens bis auf eine Ausnahme chronologisch aufgebaut war, bildeten zwei Kompositionen für Bläser und Orgel die Eckpfeiler des Geschehens: Zu Beginn erklang eine prachtvolle venezianische zweichörige Bläsermusik von Gabrieli, bei der die Orgel sozusagen den Part des zweiten Bläserensembles übernahm. Das klang nicht nur prächtig, es klang auch authentisch wie große Musik der Spätrenaissance, obwohl dieses wie die überwiegende Zahl der Stücke eine Bearbeitung war, denn originale Literatur für Orgel und fünf Bläser oder auch nur für genau diese fünf Bläser allein ist äußerst rar gesät. Das Blechbläserensemble spielte mit zwei Trompeten (Ingo Samp und Georg Elsaeßer), einem Horn (Kristin Wulfert) einer Posaune (Andreas Regeling) und einer Tuba (Daniel Ridder) und erzielte damit im Kirchenschiff einen vollen, voluminösen Klang wie ein kleines Orchester, erfreute durch sichtbare Spiellaune und technische Fertigkeit, hier und da, wo es der Notentext erlaubte, gar durch echte Virtuosität.

Zu den besonders hervorhebenswerten kürzeren Stücken für Bläser gehörte eine vierteilige Tanzsuite aus der berühmten Sammlung »Terpsichore« des Renaissance-Komponisten Michael Praetorius, bei der das farbenfrohe Spiel, aber auch der sonore, klangsatte Eindruck hängen blieben, vor allem aber die ganz schnörkellose Kunstfertigkeit einer lang vergangenen Epoche. Die Barockmusik war mit einem Prelude und einer Allemande von Antonio Vivaldi vertreten, erwartbar melodiös und heiter-beschwingt, eine kleine Preziose für eine zünftige zeitgenössische Fete. Mit mehr Anspruch traten drei Musik-Bilder von Modest Mussorgsky auf, »Auf der Insel Krim«, »Im Dorf« und das eindrucksvoll ausgefallene »Gopak«, die sofort an die bekannten »Bilder einer Ausstellung« erinnerten, ursprünglich ebenfalls für Klavier allein geschrieben waren. Die betont russischen Bilder, durchsetzt mit folkloristischen Anklängen, sind erstaunlich bläsertaugliche Musik, den Solisten war es im abschließenden »Gopak« auch noch vergönnt, ihre instrumentelle Klasse – nach all den großartigen Ensemblepassagen – eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.

Nach der »Grand Valley Fanfare« von Eric Ewazen, einem Werk moderner amerikanischer Folklore, erklangen mit dem abschließenden Orgelchoral »Nun danket alle Gott« von Sigfrid Karg-Elert, bearbeitet für Bläser und Orgel, noch einmal alle Bläser und die Orgel gemeinsam.